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hören #92: Identität – Teil 1 (Arne Bachmann)

Mit dem Ruf “Wir sind das Volk” gehen PEGIDA und Co. auf die Straße und weisen so auf ein altes Problem hin: Wer sind WIR? Wer hat das Recht, WIR zu sagen und wer wird in diesem WIR ausgeschlossen? Damit wird auf die Frage nach Zugehörigkeit und nach Identitäten hingewiesen. Doch vor welchem Hintergrund erscheint das Problem der Identität? Wie lässt es sich einordnen? Und wo stehen wir zur Zeit in dieser Frage?

Arne Bachmann versucht, den kulturgeschichtlichen Hintergrund zu der Identitätsfrage zu erläutern, und fragt danach, wie wir heute schwanken zwischen einer Selfie Kultur, in der Identität zu einem ästhetischen Projekt, zu einer Kollage aus Bildern und Momenten wird und so „unerträglich leicht” zu werden droht und einer Sehnsucht nach Verwurzelung, Zugehörigkeit und Heimat, in der Identität in Fremdenfeindlichkeit zu kippen droht.


hören #91: Was will die Neue Rechte? – Teil 2 (Rasmus Nagel)

Im zweiten Teil stellt Rasmus Nagel ein paar Thesen des Kasseler Soziologen Heinz Bude vor. Bude hat untersucht, welche gesellschaftlichen Milieus empfänglich für die Ideen der Rechtspopulisten sind und welche Stimmungen dort vorherrschen.

Quellen:

hören #90: Was will die Neue Rechte? – Teil 1 (Rasmus Nagel)

Im ersten Teil gibt Rasmus Nagel einen knappen Überblick über verschiedene Phänomene im Rechtspopulismus und legt besonderen Schwerpunkt auf die Neue Rechte, Q&A am Ende des Vortrags.

Während des Vortrags schauten wir uns gemeinsam das Lied „Europa“ von „Komplott“ an.

Zu Studienzwecken setzten wir uns in Kleingruppen mit folgenden Quellen auseinander:

Wer sich tiefer über die Neue Rechte informieren will:

Volker Weiß, Die autoritäre Revolte. Die Neue Rechte und der Untergang des Abendlandes

hören #89: Soziale, ökonomische und politische Rahmenbedingungen des Rechtspopulismus (Walter Faerber)

Welche globalen Entwicklungen haben die Voraussetzungen zum Aufstieg des Rechtspopulismus geschaffen?
Walter Faerber gab eine Übersicht über die großen Linien von den Goldenen Jahren der Nachkriegszeit über das Aufkommen des Neoliberalismus bis zur Blasenökonomie der Gegenwart. Aus Urheberrechtsgründen kann die zugehörige Präsentation nicht veröffentlicht werden; die Aufnahme ist jedoch größtenteils auch so verständlich.

Zum Weiterlesen:

Con:Fusion 2017 zu „Christentum und Rechtspopulismus“ (Rückblick)

Gemeinsam denken, gemeinsam beten und gemeinsam essen – das ist es, was das Format „Con:Fusion“ ausmacht. Die Con:Fusion 2017 fand vom 9. bis 12. März in Heidelberg statt und vier vollgepackte Tage liegen nun hinter uns.

Das Thema der Veranstaltung war „Rechtspopulismus“ und dieser Blogpost hält einen kurzen Rückblick bereit, der in den nächsten Tagen und Wochen um die vorhandenen Aufnahmen einzelner Vorträge ergänzt werden wird, sodass ihr sie erstmals oder erneut anhören und mit uns ins Thema einsteigen könnt.

Donnerstag

Los ging es am Donnerstag nach gemeinsamem Suppe-Essen mit dem Eröffnungsvortrag von Walter Faerber, der einen dichten (und aufgrund der Folien auch sehr unterhaltsamen) Überblick über soziale und politische Verschiebungen im Rahmen der Globalisierung gab.

Den Vortrag als Podcast mit Links zum Weiterlesen findet ihr bald als #89 unter Podcasts.

Nach einer Kennenlern- und Austauschphase, die als World Café gestaltet war, beendeten wir den Donnerstagabend mit der Abendliturgie. Wie bereits bei der Con:Fusion 2014 wählten wir als liturgischen Rahmen morgens und abends gemeinsame Tagzeitengebete der Iona Community und mittags ein kurzes Mittagsgebet aus einem Irischen Gebetbuch.

Freitag

„Was will die Neue Rechte?“ – mit dieser Frage starteten wir am Freitagmorgen voll durch. Rasmus Nagel gab uns dazu einiges an Input und präsentierte einen informativen und differenzierten Überblick über die verschiedenen rechten Strömungen, ihre Hintergründe und Ziele sowie ihre (potentiellen) Anhänger.

Den Vortrag von Rasmus Nagel findet ihr bald zweigeteilt als #90 und #91 unter Podcasts.

Nach so viel inhaltlicher Auseinandersetzung versammelten wir uns zum Mittagsgebet und genossen danach ein leckeres Mittagessen und die Mittagspause im sonnigen Heidelberg.

Anschließend ging es weiter in drei Gruppen, in denen wir nach theologischen, politischen und praktischen Antworten auf Frage suchten, wie wir als Christen dem Rechtspopulismus begegnen können.

Gruppe 1:
Arne Bachmann und Walter Faerber zu „Identität“, Arnes Vorträge wird es als Podcast #92 und #93 geben.

Gruppe 2:
Hendrik Stoppel zu „Macht“

Gruppe 3:
Daniel Hufeisen zu „Begegnung und Gespräch“

Im Anschluss an die Gruppenphase stellten wir uns gegenseitig unsere Themen und Zwischenergebnisse vor, sodass jeder auch an den Gedankengängen der anderen Gruppen teilhaben konnte.

Nach dem Abendessen ging es künstlerisch mit einem Leseabend weiter, auf dem nicht nur eigene Texte vorgelesen wurden, sondern auch ein selbstgeschriebenes Lied vorgetragen wurde sowie zwei Videos den anderen vorgestellt wurden.

Samstag

Am Samstagvormittag setzten wir die Gruppenarbeit fort.

Nachmittags stellte der Koordinationskreis die Arbeit von Emergent Deutschland e.V. vor und lud die Teilnehmenden dazu ein, sich am ersten Adventswochenende nach Kassel aufzumachen, um sich dort gemeinsam Zeit für die Planung und Organisation weiterer Formate und Initiativen im Rahmen von Emergent Deutschland e.V. zu nehmen.

Vor dem Abendessen präsentierten die drei Gruppen jeweils ihre Ergebnisse.

Daniel Hufeisens Gruppe zeigte dabei unter anderem ein Video, in dem das Nachbarschaftsprojekt „Brot & Butter“ des Berliner Vereins FreiRaum vorgestellt wird.

Nach so viel Denkarbeit hatten wir uns das Abendessen wohl verdient:

Die etwas vorgezogene Abendliturgie sorgte dafür, dass wir schon früher in unsere Abschlussparty mit Cocktails, Tanz und Musik starten konnten.

Sonntag

Den Abschluss der Con:Fusion bot am Sonntag der Brunch-Gottesdienst, zu dem auch die Bewohnerinnen und Bewohner des Ökumenischen Wohnheims, in dem wir zu Gast waren, eingeladen waren. Besonders schön war dabei das gemeinsame Abendmahl mit anschließender Segnung, bei der der Segen quasi von einer Person auf die nächste weitergegeben wurde, indem der Gesegnete direkt danach die Rolle des Segnenden und Fürbittenden übernahm.

Als Koordinationskreis von Emergent Deutschland e.V. wünschen wir uns, dass die Impulse und wertvollen Gedanken, die im Rahmen von Con:Fusion entstanden und ans Tageslicht gekommen sind, ebenso von einem zum anderen weitergegeben werden wie das Gebet und der Segen in unserem Abschlussgottesdienst. Mögen sie Menschen stärken und den Boden bereiten für ein respektvolles und friedliches Miteinander!

***

Weitere Beiträge zur Con:Fusion 2017

hören #88: Ich möchte nicht das Aber sein, sondern das Und. – Die grenzenlose Liebe & unsere Lieblingsgrenzen (Christina Brudereck)

Nach langem Warten hier endlich der Vortrag von Christina Brudereck beim Emergent Forum 2016 in Niederhöchstadt.

Rückblicke auf das Emergent Forum 2016

Das Emergent Forum 2016 ist vorbei. Ein Wochenende, das viele Menschen bewegt und inspiriert hat.
Hier sammeln wir Rückmeldungen, Eindrücke und Gedanken, die im Netz dazu geteilt wurden.

(Falls ihr Browser-Erweiterungen nutzt, die Twitter, Instagram und so blockieren, lohnt es sich ausnahmsweise, diese zu deaktivieren).

Artikel und Blog-Posts:

Daniel Trommer – Spontanes Fazit zum Emergent Forum 2016:

»Das emfo16 war eine Wiederverzauberung meines Glaubens.
Die Auferstehung meiner Sehnsucht nach Kirche.
Einer Kirche in der gezweifelt, geholfen, herausgefordert und bekannt,
in den Arm genommen und viel gelacht werden kann.«

Tobias Faix – Ehrlich, streitbar, berührend, irritierend und immer anbetend – meine Gedanken zum Emergent Forum 2016:

»Die Begeisterung für Gott und seine Gnade in vielerlei Worten und Gesten hat mich neu berührt und nachdenklich gemacht. Dazu war das ganze Wochenende ein Plädoyer für Gemeinde!«

Simon de Vries – Von der Verletzlichkeit:

»Nadia Bolz-Weber erzählte in beeindruckender Weise von ihren Kämpfen im Leben und ihrem Umgang als Pastorin mit diesen Krisen. Und dabei fiel ein Satz, der mir wichtig geworden ist: „If we screw up first, then our church members feel free to screw up also.“«

Simon de Vries – Von der Gnade:

»Man kann nicht von der Verletzlichkeit sprechen, ohne von der Gnade zu sprechen. Oder zumindest ich kann es nicht.«

Mickey Wiese – Und …, nicht Aber:

»Leben heißt:
Ver-rückt Sein im Werden.«

Emergent Deutschland (Marietta Steinhöfel) – Was heißt es, offene Kirche zu sein?:

»Indem sie die Kirchen- und Herzenstüren öffneten, mussten sie gleichzeitig die Erfahrung machen: Sie können nicht Kirche für alle sein.«

Emergent Deutschland (Melanie Eckmann) – Kaffee für alle, aber …:

»Vielleicht merken andere ja auch bald, dass das so viel besser schmeckt; dass Vielfalt so nah ist und einfach nur unter dem Deckmantel hervorgelassen werden muss.«

Astrid Volkening – Emergent Forum – Vorwort und Vorfreude :-):

»JA! That’s me! Kreuz-und-Quer-Denkerin. Theologie-Liebhaberin. Gemeindepraktikerin auf Entzug. Kirche-der-Zukunft-Träumerin. Zuweilen verwirrte und zwischendurch verzweifelte Austausch-Bedürftige. Und neuerdings ja auch noch Bloggerin.«

NEU: Astrid Volkening – Emergent Forum – Nachklänge:

»JA!! Das ist es. Das lockt mich. Ich sehne mich nach so einer Art von Kirche, von Gemeinde, von Gemeinschaft. Einfach. Persönlich. Echt. Gerne klein. Mit dem Fokus auf Beziehungen und nicht auf Veranstaltungen. Um einen Tisch sitzen, diskutieren, beten. Und das als Kirche verstehen dürfen.«

Mathilda – Über Wahrheit und Schönheit.:

»Anstatt mit Aussagen wie „Unseres ist richtig, eures ist falsch.“ zu operieren, will ich vielmehr das Eigene erklären, groß machen, mit Überzeugung und Hingabe vertreten oder, wie Christina sagte, davon schwärmen.« …
»In der Innenperspektive meiner eigenen Religion reicht es mir nicht, einen Gedanken bloß schön zu finden.«

idea – Brudereck: Gottes Gnade wird sogar die Hölle „leer lieben“:
(Eine lesenswerte Diskussion dazu findet sich auf Facebook bei Rolf Krüger)

»Wie Brudereck ferner sagte, ist in der Gemeinde Jesu Platz für alle: „Sie ist ein riesiges Geschenk für eine Gesellschaft, die Angst hat vor Überfremdung.“«

Arne Bachmann – Das Emergent Forum 2016:

»Ich bin sehr froh, dass schon früh im Laufe des Forums dieser Satz von Nadia fiel, denn er stellte etwas klar: wir befinden uns nicht in der Situation, dass da draußen Scharen von Leuten vor verschlossenen Kirchentüren stehen und darauf warten, dass Kirchen in ihrer großen Barmherzigkeit sich für andere öffnen.«

NEU: Arne Bachmann – Emergent Forum – Sound/Bites:

»Und nachdenkenswert fand ich das Forum. Es beschäftigt mich auf einer persönlichen Ebene und einer intellektuellen Ebene. Deshalb meine Resonanzen auf einige der starke Sätze, die mir hängen geblieben sind.«

NEU: Livenet (Hauke Burgarth) – «Kirche für alle, aber …»:

»Und es war ein gelungenes Spiegelbild des gesamten Emergent Forums, dass diese Fragen zwar engagiert und ehrlich besprochen wurden, aber keine Gräben zogen.«

 

Twitter und Facebook:

https://twitter.com/samkuem/status/774886521455386624

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Christina Brudereck – Facebook

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Mehr Tweets findet ihr bei Twitter unter dem Hashtag #EmFo16.

Mehr Beiträge findet ihr bei Facebook unter dem Hashtag #EmFo16.

Podcasts, Audio:

Der Workshop von Mosaik Düsseldorf mit dem Titel »Grenzen sprengen« als Podcast:

https://soundcloud.com/remixpodcast/episode-9-emfo16

Der Soundtrack der Liturgie der Geschöpfe:

 

 

Bilder:

Emergent Deutschland – Bilder vom Freitag:

bildschirmfoto-2016-09-10-um-10-58-30

Emergent Deutschland – Bilder vom Samstag:

bildschirmfoto-2016-09-11-um-08-33-15

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#emfo16 Tag 2, circa 250 TeilnehmerInner

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Hier ist es schön. Es gibt richtigen Kaffee. #emfo16

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#emfo16 @sarcasticlutheran #actualself

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Mehr Fotos direkt bei Instagram unter dem Hashtag #EmFo16.

Wir freuen uns auf Hinweise auf weitere Rückblicke!

Kaffee für alle, aber …

Wie das Ei zur Henne, gehört das Kaffeetrinken zur Gemeinde. Gemeindeformen verändern sich – die Art des Kaffeekochens auch. Andreas Romeike, Barista im Sharehouse Refugio in Berlin, ist ein Pionier auf dem Gebiet und Milch dabei seine größte Kontrahentin.

Ein heißer Tipp während dem Emergent Forum war die „Brewbar“ auf der Terrasse des Bürgerzentrums in Niederhöchstadt. Hier wurde jeder Kaffee-Gourmet und auch alle anderen glücklich. Das bewiesen die Berge an benutzten Pappbechern, in denen die Baristas Andreas Romeike und seine Frau Rahel ihren Kaffee servierten. Sie hatten alle Hände voll zu tun: Wasser aufsetzen, Bohnen mahlen, Kaffee aufbrühen – das konnte schon mal zu Wartezeiten führen, die am besten mit einem netten Pläuschchen mit dem Schlangesteh-Nachbarn verbracht wurden.

WKaffeegenuss will gelernt sein. Foto: ©Christoph Bartelser neugierig ist, fragt nach der Herkunft des mobilen „Brewbar“-Tresens aus hellen Spanplatten, an dem die Romeikes geschäftig arbeiten. Der ist nämlich selbst zusammengezimmert und auf Rollen ganz flexibel einsetzbar. Echtes Handwerk also, genauso wie der Kaffee, den die beiden servieren. Von Berlin machten sie sich auf den Weg. Im Gepäck haben sie: V60-Filter, digitale Waagen – für das richtige Verhältnis zwischen Wasser und Kaffee -, eine etwas mitgenommene, rostbraune elektrische Kaffeemühle und Kaffeebohnen. Alles hat gerade so Platz auf dem Tresen – Romeikes arbeiten Schulter an Schulter. Interessierte Fragen nach den Kaffees beantworten sie geduldig, empfehlen eine Kaffeesorte, wenn Namen wie „Kello“und „Pedro villatoro“ Fragezeichen auf den Gesichtern hinterlassen. Hin und wieder unterbricht das Rattern der Mühle den Gesprächsfluss der Kaffeedurstigen am Tresen. Die Bohnen hat Andreas bei Händlern eingekauft, die ihren Kaffee direkt von den Kaffeebauern beziehen – „direct trade“ sozusagen. Die Bauern werden fair für ihre Arbeit bezahlt, oft kennen die Händler sie persönlich. So garantieren sie eine gute Qualität der Ware. Kaffeebohnen können bis zu tausend verschiedene Aromen entfalten – der Kaffee schmeckt beispielsweise nach einer fruchtigen Süße, Schokolade, Zitrusfrüchten oder Toffee.

Wenn seine Kunden Milch in den Pappbecher mit dem schwarzen Genussgetränk gießen, macht Andreas seine Augen kurz zu. Die Aromen im Kaffee gehen durch die Milch verloren und sind für die Geschmacksnerven nicht mehr klar wahrnehmbar. Als würde jemand mit einem Tuch über ein noch feuchtes Ölgemälde wischen. Die klaren Farben des Kunstwerks vermischen sich zu einem braunen Brei. Genauso wie die Arbeit des Künstlers damit umsonst war, ist die Mühe, beim Filterprozess die besten Aromen aus der Bohne zu bekommen, mit Milch hinweg geschwemmt. Andreas trinkt seinen Kaffee ohne Milch. Vielleicht merken andere ja auch bald, dass das so viel besser schmeckt; dass Vielfalt so nah ist und einfach nur unter dem Deckmantel hervorgelassen werden muss. Weniger ist manchmal mehr. Und bis dahin kennt seine Nachsicht keine Grenzen.

Melanie Eckmann

Was heißt es, offene Kirche zu sein?

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Ängste überwinden

Siegfried Kaufer aus der Ev. Andreasgemeinde Niederhöchstadt findet: soziale Angst verhindert, dass Kirche offen für alle ist. Die Botschaft Jesus Christi – jeder ist geliebt und angenommen! – schenkt ihm die nötige Einsicht, die ihn seine persönliche Angst überwinden lässt. „Früher hatte ich Vorbehalte Bettlern gegenüber. Ich fragte mich: Warum machen sie nichts aus ihrem Leben? Heute sehe ich das anders und weiß: Sie haben Schlimmes erlebt und machen das nicht aus Jux und Tollerei.“


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Nur Mut!

Offene Kirche braucht vor allem Mut. So sieht es Olivier Perrot, Pastor einer unabhängigen Freikirche. Mut, um auf den anderen zuzugehen und sich gleichzeitig treu zu bleiben. „Es geht nicht nur darum, die andere Person anzunehmen, sondern auch mutig genug zu sein, das zu sein, was man selbst ist.“ Wenn Olivier mutig ist, folgt er seiner inneren Stimme, die ihm sagt: Geh auf die andere Person zu! Lerne sie kennen, verbringe Zeit mit ihr! Schwierig findet er es, wenn er sich seiner eigenen Begrenzung bewusst wird. Wenn Leute lange reden. Er hat wenig Zeit.


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Sei barmherzig zu Dir!

Um barmherzig mit anderen sein zu können, muss man sich zuerst in Barmherzigkeit sich selbst gegenüber üben. Dieser Auffassung ist Sandra Matz, Pfarrerin in Alsbach (Evangelische Kirche in Hessen und Nassau). Denn Begegnungen mit Menschen, die einem irgendwie unbequem werden, hätten meistens mit einem selbst zu tun: „Wenn ein Finger auf den anderen zeigt, zeigen drei auf dich selbst“, sagt sie. Es erfordere den Blick in sich selbst hinein. Und da liege die Herausforderung: sich in Barmherzigkeit annehmen – mit den eigenen Schwächen, den eigenen Brüchen und unerfüllten Sehnsüchten.


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Risikobereitschaft

Saphira, Eun-San und Adaumir sind Teil(e) von „Mosaik“, einer bunten Gemeinde aus Düsseldorf. Gemeinsam haben sie es gewagt, „Kirche für alle“ zu sein. Alle. Also auch homosexuelle und anders sexuell-orientierte Christen. Ohne Wenn und Aber. Indem sie die Kirchen- und Herzenstüren öffneten, mussten sie gleichzeitig die Erfahrung machen: Sie können nicht Kirche für alle sein. Ein Großteil der Gemeindemitglieder und Freunde konnte den Schritt nicht mitgehen und stieg aus. Ein Bruch. „Es tat weh, und das tut es noch“, berichten sie. Ob sie es bereuen? Ob eine Kirche für alle nicht Utopie sei? „Ja, es ist eine Utopie“, sagt Adaumir, „es wird eine perfekte Gemeinde nie geben. Aber das Ziel ist das richtige.“ Ein Traum, für den es sich zu kämpfen lohne – so wie einst Martin Luther King – lautet die Antwort des Gemeindegründers.

Die Fragen stellte Marietta Steinhöfel.