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Kaffee für alle, aber …

Wie das Ei zur Henne, gehört das Kaffeetrinken zur Gemeinde. Gemeindeformen verändern sich – die Art des Kaffeekochens auch. Andreas Romeike, Barista im Sharehouse Refugio in Berlin, ist ein Pionier auf dem Gebiet und Milch dabei seine größte Kontrahentin.

Ein heißer Tipp während dem Emergent Forum war die „Brewbar“ auf der Terrasse des Bürgerzentrums in Niederhöchstadt. Hier wurde jeder Kaffee-Gourmet und auch alle anderen glücklich. Das bewiesen die Berge an benutzten Pappbechern, in denen die Baristas Andreas Romeike und seine Frau Rahel ihren Kaffee servierten. Sie hatten alle Hände voll zu tun: Wasser aufsetzen, Bohnen mahlen, Kaffee aufbrühen – das konnte schon mal zu Wartezeiten führen, die am besten mit einem netten Pläuschchen mit dem Schlangesteh-Nachbarn verbracht wurden.

WKaffeegenuss will gelernt sein. Foto: ©Christoph Bartelser neugierig ist, fragt nach der Herkunft des mobilen „Brewbar“-Tresens aus hellen Spanplatten, an dem die Romeikes geschäftig arbeiten. Der ist nämlich selbst zusammengezimmert und auf Rollen ganz flexibel einsetzbar. Echtes Handwerk also, genauso wie der Kaffee, den die beiden servieren. Von Berlin machten sie sich auf den Weg. Im Gepäck haben sie: V60-Filter, digitale Waagen – für das richtige Verhältnis zwischen Wasser und Kaffee -, eine etwas mitgenommene, rostbraune elektrische Kaffeemühle und Kaffeebohnen. Alles hat gerade so Platz auf dem Tresen – Romeikes arbeiten Schulter an Schulter. Interessierte Fragen nach den Kaffees beantworten sie geduldig, empfehlen eine Kaffeesorte, wenn Namen wie „Kello“und „Pedro villatoro“ Fragezeichen auf den Gesichtern hinterlassen. Hin und wieder unterbricht das Rattern der Mühle den Gesprächsfluss der Kaffeedurstigen am Tresen. Die Bohnen hat Andreas bei Händlern eingekauft, die ihren Kaffee direkt von den Kaffeebauern beziehen – „direct trade“ sozusagen. Die Bauern werden fair für ihre Arbeit bezahlt, oft kennen die Händler sie persönlich. So garantieren sie eine gute Qualität der Ware. Kaffeebohnen können bis zu tausend verschiedene Aromen entfalten – der Kaffee schmeckt beispielsweise nach einer fruchtigen Süße, Schokolade, Zitrusfrüchten oder Toffee.

Wenn seine Kunden Milch in den Pappbecher mit dem schwarzen Genussgetränk gießen, macht Andreas seine Augen kurz zu. Die Aromen im Kaffee gehen durch die Milch verloren und sind für die Geschmacksnerven nicht mehr klar wahrnehmbar. Als würde jemand mit einem Tuch über ein noch feuchtes Ölgemälde wischen. Die klaren Farben des Kunstwerks vermischen sich zu einem braunen Brei. Genauso wie die Arbeit des Künstlers damit umsonst war, ist die Mühe, beim Filterprozess die besten Aromen aus der Bohne zu bekommen, mit Milch hinweg geschwemmt. Andreas trinkt seinen Kaffee ohne Milch. Vielleicht merken andere ja auch bald, dass das so viel besser schmeckt; dass Vielfalt so nah ist und einfach nur unter dem Deckmantel hervorgelassen werden muss. Weniger ist manchmal mehr. Und bis dahin kennt seine Nachsicht keine Grenzen.

Melanie Eckmann

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