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Bericht: EmergentCamp in Bremen

Zum ersten Emergent Camp der Initiative Nord trafen sich Anfang September 15 Interessierte in Bremen. Im Gepäck hatten einige der Teilnehmer thematische Inputs von etwa 15 Minuten Länge, die dann jeweils in der Gruppe diskutiert wurden und zwischen denen sich interessante Querverbindungen im Laufe des Tages ergaben.

EmergentCamp Bremen

Walter Faerber stellte zunächst in einem Kurzabriss der Kirchengeschichte das konstantinische Christentum als Problemfall dar, das zu einem Standardmodell von Gemeinde geführt habe, dass lediglich auf die Versorgung der Mitglieder aus sei und zu einer Marginalisierung radikaler Christlichkeit führe. Nötig sei ein Ausbruch aus diesem Paradigma und eine Art Neugeburt des Christentums.

Tobias Künkler beschrieb dann im Anschluss an Gianni Vattimo unsere Zeit als „Zeitalter der Interpretation“, wobei die Interpretation wie ein Virus alles infiziere, womit es in Berührung komme. Eindrücklich sein Bericht über ein Erlebnis im Hyde Park, wo verschiedene Marktschreier jeweils ihre Weltanschauung überzeugend verkaufen wollten und wo sich aus der Distanz der Eindruck ergab, dass sich die jeweiligen Überzeugungen gegenseitig neutralisierten. Dies könne nicht der Modus sein, in dem wir in der Zukunft sprechen, so Tobias.Wiederum Walter Faerber wandte sich dann der Frage zu, wie wir in unseren Gemeinschaften ein Veränderungs-Gen platzieren können, das die jeweiligen Gruppen bereit dazu macht, sich immer wieder neu zu erfinden. U.a. nannte er hier ein Umschalten vom Bildungs- zum Abenteuer-Modus, ein Team als Innovationsmotor, regelmäßige Reflexionstreffen und einen Schutzabstand zum Standardgemeindemodell.

Einen Ausflug in eine lange vergangene Zeit unternahm dann Jens Stangenberg und legte überzeugend dar, wie die Zeit des zweiten Tempelbaus nach dem Exil des jüdischen Volkes zum Bild für unsere postmoderne Situation werden könne. In Abgrenzung zu Gemeindeaufbau-Erfolgsmodellen, die sich an der Urgemeinde oder am spektakulären ersten Tempel orientierten, empfahl er gerade den Gemeinden, die durch eine Phase der Desillusionierung und Dekonstruktion analog dem babylonischem Exil gegangen sind, den zweiten von heidnischen Völkern inspirierten Tempel als Ort der Schlichtheit und der Dezentralisierung.

Nach dem Ausflug nach Palästina wandte sich dann Sandra Bils der Schweiz zu, wo sie vor kurzem zwei Wochen bei der X-Stream-Bewegung zu Gast war. Ihre frischen Eindrücke über die Hauskirchen mit ihren verschiedenen Profilen und Entsendungsgebieten und den Sunday-Plaza, einen Gottesdienst, der kein Gottesdienst sein will, sondern eher wie eine Art Marktplatz mit verschiedensten Angeboten fungiert, waren der erste Schritt eines Reflexionsprozesses, der in einer Examensarbeit zum Thema münden soll, die auch die Anschlussfähigkeit an landeskirchliche Verhältnisse bedenkt und Verbindungslinien zum EKD-Papier „Kirche der Freiheit“ sieht.

Abschließend versuchte sich dann noch einmal Walter Faerber an einem „einfachen Evangelium in drei Sätzen“. In Abgrenzung zu einem Modell, dass lediglich auf individuelle Schuld, Vergebung und Wiederherstellung der Beziehung zu Gott zugespitzt sei, erläuterte er seine Alternative:

„Gott erneuert die Welt.
Er hat schon damit angefangen.
Und du kannst/sollst/darfst dabei sein.“

Das nächste ganztägige Emergent Camp in ähnlichem Format ist für den 16.05.09 angedacht. Der Emergent Nord – Stammtisch trifft sich aber auch in der Zwischenzeit regelmäßig in kleinerer Runde.

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