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Was heißt es, offene Kirche zu sein?

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Ängste überwinden

Siegfried Kaufer aus der Ev. Andreasgemeinde Niederhöchstadt findet: soziale Angst verhindert, dass Kirche offen für alle ist. Die Botschaft Jesus Christi – jeder ist geliebt und angenommen! – schenkt ihm die nötige Einsicht, die ihn seine persönliche Angst überwinden lässt. „Früher hatte ich Vorbehalte Bettlern gegenüber. Ich fragte mich: Warum machen sie nichts aus ihrem Leben? Heute sehe ich das anders und weiß: Sie haben Schlimmes erlebt und machen das nicht aus Jux und Tollerei.“


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Nur Mut!

Offene Kirche braucht vor allem Mut. So sieht es Olivier Perrot, Pastor einer unabhängigen Freikirche. Mut, um auf den anderen zuzugehen und sich gleichzeitig treu zu bleiben. „Es geht nicht nur darum, die andere Person anzunehmen, sondern auch mutig genug zu sein, das zu sein, was man selbst ist.“ Wenn Olivier mutig ist, folgt er seiner inneren Stimme, die ihm sagt: Geh auf die andere Person zu! Lerne sie kennen, verbringe Zeit mit ihr! Schwierig findet er es, wenn er sich seiner eigenen Begrenzung bewusst wird. Wenn Leute lange reden. Er hat wenig Zeit.


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Sei barmherzig zu Dir!

Um barmherzig mit anderen sein zu können, muss man sich zuerst in Barmherzigkeit sich selbst gegenüber üben. Dieser Auffassung ist Sandra Matz, Pfarrerin in Alsbach (Evangelische Kirche in Hessen und Nassau). Denn Begegnungen mit Menschen, die einem irgendwie unbequem werden, hätten meistens mit einem selbst zu tun: „Wenn ein Finger auf den anderen zeigt, zeigen drei auf dich selbst“, sagt sie. Es erfordere den Blick in sich selbst hinein. Und da liege die Herausforderung: sich in Barmherzigkeit annehmen – mit den eigenen Schwächen, den eigenen Brüchen und unerfüllten Sehnsüchten.


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Risikobereitschaft

Saphira, Eun-San und Adaumir sind Teil(e) von „Mosaik“, einer bunten Gemeinde aus Düsseldorf. Gemeinsam haben sie es gewagt, „Kirche für alle“ zu sein. Alle. Also auch homosexuelle und anders sexuell-orientierte Christen. Ohne Wenn und Aber. Indem sie die Kirchen- und Herzenstüren öffneten, mussten sie gleichzeitig die Erfahrung machen: Sie können nicht Kirche für alle sein. Ein Großteil der Gemeindemitglieder und Freunde konnte den Schritt nicht mitgehen und stieg aus. Ein Bruch. „Es tat weh, und das tut es noch“, berichten sie. Ob sie es bereuen? Ob eine Kirche für alle nicht Utopie sei? „Ja, es ist eine Utopie“, sagt Adaumir, „es wird eine perfekte Gemeinde nie geben. Aber das Ziel ist das richtige.“ Ein Traum, für den es sich zu kämpfen lohne – so wie einst Martin Luther King – lautet die Antwort des Gemeindegründers.

Die Fragen stellte Marietta Steinhöfel.

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